Gerda Meendsen

Startseite
Vita
Eine Landschaft ohne Ende
Bilder
Die Kunst der Lithografie
Ausstellungen
Bilder und ihre Freunde










deutsch | english


Eberhard Witt - Intendant der Bayrischen Staatstheater
Eröffnungsrede anläßlich einer Berliner Ausstellung (gekürzt)

Wenn ich heute zu Ihnen spreche, dann nicht als ausgewiesener Kunstkritikus, sondern als Freund und Immerwieder-Weggefährte der Künstlerin.

Als junger Journalist arbeitete ich an einer Folge über Hamburgs Galerien, und so führte mich mein Weg auch in die Galerie Matou, Pöseldorf, in die Milchstraße - tatsächlich also wohnte Gerda Meendsen schon damals unter den Gestirnen.

Querformat 60 x 60 cm - Öl auf Kunststoff. Hinter dem Namen der Galerie “Matou” verbarg sich der österreichische Maler Richard Matouschek. Und Seele, Betreiberin und Marketenderin dieser Etage war Gerda Meendsen - ich fand sie vor, an kleinen Figuren töpfernd, versunken, spielerisch ausprobierend.

An diesem späten Morgen entdeckte ich ganz für mich allein die wunderbare Größe der Gedanken Matouscheks, dessen Suggestivkraft mich mit auf seine Reise nahm. Ich erahnte sein Suchen nach dem im Blochschen Sinne Nocht-Nicht-Gedachten. Er aber hatte versucht, das Noch-Nicht-Gedachte sehen zu machen. Wie eine Utopie formte seine Kunst die selbstverständlichsten Gegensätze zur Symbiose. Die alte und seine neue Welt, Tod und Leben. Und genauso malte er seinen Menschen: “Die neue Haut schimmert schon durch, der neue Mensch, den ich schon erkennen kann, aber nicht mehr erleben.” So sagte er.

Unvergeßlich, wie Matouschek beim “Danse macabre” aus seiner eigenen großen inneren Festigkeit eine Bildwelt entwarf, die er auch wahrend seines Sprechens immer wieder neu erschuf. Und ich glaube, deshalb wirkte er auf all seine Schüler nicht nur als Maler, sondern auch als Zentrum des Denkens, Hörens und Sehens. Mit seiner visionären Gewalt verlangte er Radikalität und Mut, auch vom Betrachter. Dazu sein ungezügeltes Temperament, all dies verlieh ihm sein kühnes Ich. Ich muß dies ganz einfach erzählen, denn ohne diesen Partner wäre Deine Arbeit, liebe Gerda, nicht denkbar gewesen. Du leugnest dies auch nicht - im Gegenteil. Deine Arbeit, Hochformat 80 x 70 cm - Öl auf Kunststoff die Du mittlerweile auf der ganzen Welt zeigst, ist die Arbeit einer Schülerin, die sich ganz einem Werk anvertraut hat, die in Gedanken, Träumen und Bildern einer Vision zu Hause ist, welche schon im Vorgedachten ihre Pfade hatte. - Dies war unsere erste Begegnung; sie wirkte nach und in sich, bedurfte keiner stetigen Pflege und sollte von lebenslanger Dauer sein.

Jahre später, nach Verabredung auf ein Wohnungsinserat hin in Hamburg - Parkallee - öffnetest Du mir die Tür. Du hütetest inzwischen ein künstlerisches Erbe: Matouschek war auch dort, an den Wanden, überall; aber er war nicht mehr hier. Sein Werk war vollendet.

Wir zogen in dieses Haus, natürlich - und lernten schnell kennen, daß dort durch Deine Idee nur Menschen wohnten, die sich einander versprachen, nicht durch Verbote zu stören, sondern Menschen, die sich miteinander verabreden sollten, miteinander lachen, trinken, arbeiten. Du hast uns alle immer wieder angehalten, bloß nicht kleinmütig zu denken, zu zaudern. Groß sollten wir sein und trotzdem auf dem Boden bleiben. Immer wieder hast Du uns vor allem auf unsere eigene Kraft besonnen, hast sie angefordert, oft genug mitgelenkt.

Eines Tages standest Du plötzlich da, sagtest “Kommt ‘rauf.” Und da hingen sie. Deine ersten Bilder. Damals hast Du begonnen, mit Deinem Kampf um die innere Freiheit dieser einsamen und quälenden Plackerei, die Dich bis heute nicht verlassen hat und, wie tröstlich, nicht mehr verlassen wird. Du hattest Querformat 80 x 80 cm - Öl auf Kunststoff begonnen, Deine ersten Punkte, Deine Farben zu entdecken, begonnen, Dich zu befreien, indem Du aus Dir heraus zu schöpfen begannst. Du bist weitergegangen, bist vorgedrungen in die andere Welt, Du hast sehen gelernt.

Du kannst still und sprudelnd zugleich sein, weich und kräftig in einem, grell und sanft. Deine Visionen treiben Dich. Kosmische Malerei - was aber ist Kosmos?

Verlassen wir doch einmal das Weltall, die Weltordnung. Folgen wir doch ganz konkret dem Kosmos in uns und seinem Chaos, das uns immer wieder Angst und mutig macht. Ein Bach aus Blut, ersticktes Leben, wesenlose Schönheit, der Schrei des Menschen, der die Welt begleitet, all dies ist auch hörbar in unserem inneren Kosmos. Du bist nur auf den ersten Blick eine Verführerin mit Lasurtechnik auf glänzenden Kunststoffplatten. - Stille, Schönheit, Harmonie oder Traum stehen nie für sich allein, unmittelbar dahinter sind Lärm, Häßlichkeit, Mißklang und Apokalypse. Deine sanften Tone, Verführerin (!), decken nicht das schrille Geräusch. Schicke weiter, Deine Seele, wie Du sagst, auf Reisen. - Vielen Dank !