Gerda Meendsen

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Die Kunst der Lithografie

Als Alois Senefelder 1796 die Technik des Lithografierens entdeckt, beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Druckverfahrens: Das Medium Druckgrafik tritt seinen Weg als Ausdrucksmittel künstlerischen Schaffens an. Unter den Malern und Grafikern des 20. Jahrhunderts ragt der Impressionist Max SIevogt hervor, der mehr als zweitausend lithografische Blätter schuf - u.a. zur Illustration von literarischen, musikalischen und Werken der bildenden Kunst. Von dem Expressionisten Max Beckmann und den Künstlern der "Brücke" stammen lithographische Meisterwerke. Und auch Künstler wie Matisse, Picasso. Braque und Chagall fanden ihren Ausdruck im Medium der Lithografie, dem Steindruck.

Heute besteht nur noch selten Gelegenheit, einem Steindrucker bei der Arbeit über die Schulter zu blicken. Nur wenige Förderer engagieren sich, diese Tradition lebendig zu erhalten: In ganz Europa existieren noch 15 Steindruckereien, in denen Künstler "am Stein" arbeiten können. So veranstaltet z. B. das Museum des Solen- hofener Aktienvereins regelmäßig den Tag der offenen Tür und stellt die Verfahren des Steindruckens vor." Spontan und von Hand wird die Zeichnung auf den Stein gesetzt, gefolgt vom Druck und der Vervielfältigung auf alten Pressen.

Die Kunst des Lithografierens beginnt mit der Zeichnung auf dem geschliffenen Stein, einer Kalkschieferplatte. Gezeichnet wird spiegelbildlich mit fetter Lithotusche und Kreide. Hat der Künstler den Stein fertig gezeichnet, wird dieser vom Drucker in mehrfachen Gängen weiterbearbeitet: geätzt, gummiert, getrocknet, ab- und ausgewaschen eingewalzt, gepudert, geätzt und wieder gummiert. Erst jetzt ist der Stein druckfertig und kann durch die Pressen gehen. Soll die Lithografie mehrfarbig sein, werden mehrere Steine bearbeitet, die später passgenau gedruckt werden müssen. Nach dem Andruck prüfen Drucker und Künstler die Arbeit und korrigieren, wenn nötig - wobei die komplexe Prozedur des "Vollendens" wiederholt werden muss.

Damit kann das Kunstwerk in seiner Vervielfältigung den Weg in die Welt antreten. Doch erst, wenn das Bild auf den Betrachter trifft und in seiner individuellen Wahrnehmung zu leben beginnt, vollzieht sich der eigentliche künstlerische Akt. Für künstlerisch Schaffende ist die Lithografie noch immer ein lebendiges, großes Medium. Anlass genug, sie in ihrer Ausdrucksstarke und -kraft, in ihrer Individualität und Vielfalt eine Renaissance erleben zu lassen.